Nr. 68 - 2. November 2003

   

Von nix kommt nix

Ist es nicht immer wieder ein unvergessliches Erlebnis, den Junx zuzuschauen, wenn sie sich von hinten links dem Druck des Gegners entziehen, blitzschnell die Seite wechseln und mit schnellem Passspiel zum eigenen Torerfolg kommen und das goldene Tor in letzter Minute erzielen. „Glück“, werden viele kritisch anmerken. „...des Tüchtigen“, sagt das Sprichwort – und liegt damit fast immer richtig. Viele werden sich fragen, was das denn bringt, jetzt nach der Feldsaison, wenn alles getan ist, noch einen einwöchigen Lehrgang zu veranstalten und dann noch „ohne Hockey“. Noch einmal sei der Erfahrungsschatz der Altvorderen, der sich in Sprichwörtern, Mythen und Sagen ausdrückt, bemüht. Schon in der Antike wurde den Olympioniken abverlangt, dass sie 10 Monate vor den Spielen Wein, Weib und Gesang entsagten und mit einer zielgerichteten Vorbereitung begännen. Genau dieser Zeitraum wird auch von den heutigen Sportwissenschaftlern als optimal angesehen, um sein Leistungsvermögen dem Optimum zuzuführen. Wir stehen ziemlich exakt 10 Monate vor dem olympischen Endspiel und genau darum hat Bernhard Peters nicht nur seine 35 Besten nach Leipzig gerufen, sondern auch die Athletiktrainer der Olympiastützpunkte und die Leistungsdiagnostiker mit nach Leipzig eingeladen.

Vor allem Rainer Schrey vom Olympiastützpunkt in Frankfurt arbeitet seit vielen Jahren mit Bernhard Peters zusammen und hat viele Tests entwickelt, die der Überprüfung des Leistungsstands und daraus folgend der sehr individuellen Trainingssteuerung dienen. Was oft als überflüssige Laktat-Tests oder Kraft-Proben verschrien ist, ist überhaupt nicht ausschlaggebend für die Mannschaftsaufstellung. Solche Werte haben oft nur in der persönlichen Leistungsentwicklung Aussagekraft. Aber sie dienen den Trainern und vor allem den Athleten, ihre Leistung zu entwickeln. Deshalb hat Rainer Schrey vor allem solche Tests entwickelt, die den typischen Anforderungen des Hockeyspiels entsprechen (Schnelligkeits-Ausdauer vor allem, Entwicklung der besonders im Hockey gefragten Muskelpartien). Der 55m-Slalom-Test der Schnelligkeitsausdauer erbrachte in dieser Woche folgenden Einlauf:
1. Sascha Reinelt
2. Tibor Weißenborn
3. Sebastian Biederlack
4. Matthias Witthaus
5. Benjamin Köpp

Die Anforderungen beim Hockey sind z.B. ganz andere als z.B. die bei Volleyballern, wo weniger schnelles oder ausdauerndes Laufen wie in anderen Sportarten, sondern vor allem Sprungkraft gefordert ist. Aus den Daten, die so ermittelt werden, bekommen die Spieler ganz individuelle Trainingspläne. Sowohl für das Krafttraining, das sie zusammen mit den Athletiktrainern an ihren Olympiastützpunkten daheim betreiben, als auch für das systematische Regenieren, das aufgrund der Laktaktests von Stefan Mücke für jeden besonders mit bestimmten Laufzeiten vorgegeben wird. Und die Athleten werden hier in Leipzig – zusammen mit ihren Athletik-Heimtrainern – auf diese Vorgaben gleichsam eingestellt. Der Laufrhythmus akribisch mit Maßband und Pulsuhr automatisiert. So standen dann am Abend alle Athletik-Trainer mit der Stoppuhr vorm Haus, um genau ihrer Laufgruppe Runde für Runde (es waren 5000 m zu laufen) die Richtzeiten zu geben. Arzt Andi Neuking und Physio Andreas Papenfuß machten mit und hatten ein noch etwas niedrigeres Lauftempo. „Jetzt kommt die Koronargruppe“ –wurden sie von den Trainern zum Weitermachen ermuntert.

Zweimal am Tag heißt es nun für die Junx in den nächsten beiden Monaten auf die Bahn oder ins Kraftstudio zu gehen, neben dem Hockeytraining im Verein selbstredend. Und im Januar und Februar steht dann schon wieder ein großes Feldhockeyprogramm an (Azlan-Shah-Cup in Kuala Lumpur mit den 7 besten Teams der Welt, nur Holland fehlt, vom 8.1. – 18.1.04). Kurz darauf, Anfang Februar 2004 für eine Woche Südafrika und drei Tage später wird Athen das erste Mal im neuen Jahr Ziel der deutschen Hockeyspieler sein. 10 harte Monate stehen bevor, viele der Junx werden Arbeit und Studium in dieser Zeit ruhen lassen, um den Anforderungen der Antike (na, denen vielleicht nicht in jeder Hinsicht), wohl aber des Spitzensports des 21. Jahrhunderts zu entsprechen. Und dann ist es vielleicht doch kein Zufall, wem im 7m-Schiessen des olympischen Endspiels das dann wirklich goldene Tor „glückt“.

PS

...und im Übrigen bin ich der Meinung, dass diese Athleten nicht nur am Tag der Siegerehrung eine mediale Aufmerksamkeit verdient hätten, sondern viel mehr als alle Kübelböcks, Bohlens und Naddels dieses Landes auch medialen Respekt.


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

  Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Björn Michel und Christoph Bechmann 1999 beim Gewinn des Europameister-Titels


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Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Clemens Arnold, Björn Emmerling und Philip Crone mit der Hallen-EM-Trophäe


Foto: Herbert Bohlscheid (www.sportfoto.tv)

Jamilon Mülders war nach dem Gewinn des WM-Titels Ziel mancher Autogramm-jäger


Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Mannschaftsarzt Dr. Andreas Neuking mit Oliver Domke bei der WM 2002 in Kuala Lumpur


Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Dr. Michael Green mit seiner Mutter bei der WM 2002 in Kuala Lumpur


Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

WM 2002 in Kuala Lumpur - Philip Crone mit Fans und heißgeliebter Schokolade



Fotos
Dieter Reinhardt
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