Nr. 53 - 7. September 2003

   

Emotionen - und ein ärztliches Bulletin

Das war heute mal wieder so ein Spiel, in dem einen die Junx in ihren Bann gezogen haben. Das halbwegs gefüllte Stadion mit engagierten einheimischen Zuschauern, die auch versuchten, die Schiedsrichter für ihre Mannschaft einzustimmen, ein Gegner, der natürlich bei der EM im eigenen Land alles zeigen und geben wollte und dann das aus unserer Sicht getrübte Ende, auch wenn die Junx wieder einmal ihre Stärke demonstrierten. Es fing gar nicht so gut an. Die Spanier legten los wie die Feuerwehr und wurden mit dem 1:0 auch schnell belohnt. Aber deshalb sind die Junx so stark, weil sie scheinbar durch nichts auf der Welt von ihrer Linie abzubringen sind und um ihre Stärke wissen und sich gemeinschaftlich immer wieder hoch ziehen. So auch heute. Zunächst Ballsicherung, dann spielerisches Übergewicht und irgendwann wird jeder Gegner schwach. Tibor Weissenborn, der heute zusammen mit Buddy Biederlack ein Riesenspiel machte, flankte von rechts in den Kreis. Unser – was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnten – Pechvogel Björn Emmerling legte uneigennützig weiter nach rechts ab, wo Witti stand und der machte das 1:1. Und folgerichtig fast das 2:1 durch Björn Michel. Kurz vor Halbzeit der etwas problematische Gegentreffer. Denn ein Schlenzer der Spanier von der Mittellinie Richtung Kreis konnte nur gelingen, weil Christoph Eimer blitzschnell abtauchte. Ganz klar gefährliches Spiel. Vom portugiesischen Schiri Texeira nicht geahndet. Die aus diesem Angriff erwachsene Ecke führt zum 2:2. In der Halbzeit erfahren die Spieler, dass Hupe, der wenige Minuten vor der Pause fast unmerklich das Feld verlassen hat, nicht wird wieder kommen können. Zerrung. Aber solche Belastungen, den wohl besten Spieler und die Führungspersönlichkeit zu verlieren, machen die Mannschaft eher stärker. Jeder weiß in solchen Momenten, dass er selbst noch mehr gefordert ist. Man sieht der Mannschaft die Konzentration förmlich an, als sie in der 2.Halbzeit wieder zur Tat schreitet. Wesa und Flocke bilden jetzt die Innenverteidigung, Zello, Emmel und Mike wechseln sich auf den Außenverteidiger-Positionen ab. Und überall räumen Buddy und Tibor ab, was abzufangen ist und bauen immer wieder neu auf. Die Abwehr steht gut, die Schnellangriffe der Spanier prallen immer wieder an ihr ab. Trotzdem kribbelt es. Denn wenn die spanischen Stürmer loslegen, dann gerät bei ihrer Schnelligkeit die beste Abwehr ins Wanken. Die unsere hält. Und schon in der 41. Minute führt ein langer Schlenzer von Björn Emmerling zu Bechi, der dringt in den Schusskreis ein und eigentlich auf dem Weg weg vom Tor Schlägerfoul. Das führt bei harter Regelauslegung im Schusskreis immer zum 7m, auch wenn viele Zuschauer der Meinung waren, eine Strafecke hätte es auch getan. Bechi ist derzeit sowohl im Spiel als auch mental gut drauf. Keine Chance für den spanischen Keeper bei seinem 7m-Schlenzer oben links in die Maschen. Die deutsche Mannschaft brachte diese Führung mit Geschick und großer Leidenschaft, die ihr auch der Trainer attestierte („Ihr habt heute gewonnen, weil ihr den größeren Willen hattet“), ins Ziel. Fünf Minuten vor Schluss noch einmal Aufregung. Mike Green geht in einem Zweikampf mit einem spanischen Stürmer zu Boden. Die Zuschauer fordern lautstark Ecke. Die Spieler gar 7m. Empört springt Mike wieder auf und auf den Spanier zu. Der sonst so gelassene Hamburger ist erregt über diese Anmaßung. Sofort Rudelbildung. Aber die Schiris behalten hier die Kontrolle. Mit Abschlag für Deutschland wird das Spiel fortgesetzt. Kurz vor dem Ende fordern die Zuschauer noch einmal Ecke. Es scheint, als hätte Björn Emmerling einen Ball vor dem Kreis mit dem Fuß gestoppt. Sie fordern Ecke. Tatsächlich war es, wie nun allzu schmerzlich bestätigt wird, wirklich die Hand. Außer sich verlässt Björn Minuten später den Platz, vor Schmerzen taub, wissend, dass die EM für ihn gelaufen ist, kann er sich im Zelt hinter der Mannschaftsbank kaum beruhigen. Wenig später ist das Spiel aus. Alle verlassen zufrieden das Feld und werden erst jetzt gewahr, wie teuer der Sieg erkauft werden musste.

Das ärztliche Bulletin

Damit Sie daheim Bescheid wissen, hier das ärztliche Bulletin von Mannschaftsarzt Andreas Harlass-Neuking: Björn hat einen Bruch des 2.Mittelhandknochens links erlitten. Er wurde im Krankenhaus geröntgt, die Hand in Gips gelegt. Pause 6 – 8 Wochen. Hupe erlitt eine Muskelverletzung in der Wade. Es besteht der Verdacht einer Wadenzerrung. Eine Ultraschalluntersuchung war heute Abend im Turnierkrankenhaus nicht mehr möglich, sie wird morgen früh nachgeholt. Die Behandlung durch die Bäderabteilung ist jetzt, gegen Mitternacht, im Fernsehen macht Sven Ottke gerade die11. Runde, noch im Gange. Andi hofft, dass Hupe am Samstag wieder eingesetzt werden kann. Und was sagt Björn dazu: „Einfach besch...Aber die Junx werden das schon machen. Ich bleibe natürlich bis zum Endspiel hier.“


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

 

EM BARCELONA - Sep.2003
Zur letzten Ausgabe von InTeames
» 45 Amsterdam - Berlin - ...
» 46 Rotkäppchen
» 47 We're gonna win
» 48 Kurz vorm Anpfiff
» 49 Bomber der Nation?
» 50 Die Lage
» 51 Kann Hupe spielen?
» 52 Nachlese
» 53 Emotionen
» 54 Gute Laune
» 55 Mr. Bean u.a.
» 56 Gast-Häuser
» 57 Fast zu perfekt
» 58 Hupe spielt
» 59 Da kommt alles ...


« (HistoryBack)
« Herren-Startseite


Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

EM Padua 1999 - Christoph Eimer und Matthias Witthaus


Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

EM Padua 1999 - Bundes-trainer war 1999 Paul Lissek, hier mit Christoph Eimer


Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

EM Padua 1999 - alle noch dabei. V.l. Sascha Reinelt, Björn Emmerling, Dr. Lutz Nordmann, Dr. Michael Green, Björn Michel


Fotos
Dieter Reinhardt
  » info@direvi.de


 
© 2024 • hockey.de GbR • hoc@key Ergebnisdienst • Impressum