Nr. 52 - 5. September 2003

   

Nachlese

Heute Abend geht es hier in unserem Hotel, in dem bekanntlich auch die schottische und die irische Mannschaft wohnen, hoch her. Denn die Schotten haben einen historischen Sieg errungen, das erste Mal seit 1976 haben sie den Bruderkampf gegen England gewonnen (das übrigens wiederum seit 1939 mit mehr als drei Toren gestern gegen die Niederlande obsiegte). Die schottischen Fans, die hier mit dem Team wohnen (und die ganzen Wände ihrer Etage zum Missfallen der Hotelleitung zu einer tartangeschmückten Wandzeitung dekoriert haben), haben sich direkt vom Stadion bn die Hotelbar begeben und laufen seitdem mit einem seltsam verklärten Glücksblinzeln in den Augen in Rudeln durch die Hotellobby). Der Physio hat sogleich seinen Tartan angelegt, fehlt nur noch der Dudelsack. Nur der deutsche Trainer Matthias Ahrens (die Schotten lieben es scheinbar deutsch auf ihren Mannschaftsbänken. „Aber Berti muss erst einmal die EM erreichen“ (Ahrens)) bleibt wie üblich sehr gelassen. „Ich muss sehen, dass ich die Jungs bis zum nächsten Spiel am Sonntag gegen die Niederlande wieder runterhole“. Für eine Olympiaqualifikation bringt der Sieg, auch ein denkbarer oder eine gute Platzierung hier bei der EM nichts. Dort spielt Großbritannien und für die Qualifizierung ist allein die Platzierung Englands maßgeblich. Und der englische Verband bestimmt auch, wer für Großbritannien spielt. In den letzten Jahren niemals ein Schotte.

Zurück zu unserem Team. Nach dem überzeugenden Spiel gegen die Iren war die Stimmung gleich viel besser. Das fing schon im Spiel an. Witti und Vino, die bekanntlich seit Jahren wie ein altes Ehepaar das Zimmer teilen, hatten schon vor dem Spiel verabredet, ein gemeinsam erzieltes Tor mit einem brasilianischen Tänzchen, wie wir es vom Fußball kennen, zu feiern. Nach acht Minuten konnten sie gestern zur Uraufführung schreiten. Vino legte uneigennützig noch einmal an und Witti konnte zum 1:0 argentinisch einmachen, um dann mit Vino brasilianisch aufzumachen.

Heute wurde per Video das Spiel noch einmal analysiert (auch ARD-Reporter Wolfgang Fritschmann durfte daran teilnehmen). Da sah man, wie daneben die Torentscheidung des schottischen Schiris Mair war. Florian Kunz konnte gerade noch den Kopf zur Seite nehmen, um dem Schlenzer von Sherriff vom Schlusskreisrand zu entgehen. Clemens Arnold wollte, etwa einen Meter vor seinem Tor, den Ball, der ins Aus gegangen wäre, passieren lassen, als Elliott den Ball über Clemens Kopf in der Luft Richtung Tor spielte. Schiri Mair hatte inzwischen auch das Video gesehen und erst heute gesehen, dass Elliott den Ball gespielt hatte. Er hatte vermutet, der Ball wäre direkt von Sherriff geschlenzt worden.

Bei solchen Videobesprechungen gelingen Bernhard Peters immer neue Verballhornungen der Spielernamen. Sowohl der eigenen wie auch der gegnerischen. So heisst der pakistanische Abwehrspieler Saqlain bei ihm seit Jahren Sackleinen, gestern wurde aus dem spanischen Angreifer Freixa Freischlag. Wissen Sie eigentlich, wie unser Hupe bei den Australiern heißt? Shitbrickhouse. Wer nicht darauf kommt, die Erklärung liefere ich, genau wie die für Hupe, die aber seit einiger Zeit BRAVO-bekannt ist, mündlich nach.

Eine Nachlese der aufwendigsten Form wird hier auch von der Turnierorganisation betrieben. An jedem Abend gibt es umfangreichste Statistiken. Nicht nur der Torschützen, der verhängten Karten, Ecken für oder Ecken gegen. Nein, es gibt auch akribischste Spielprotokolle, in denen alle Vorkommnisse, Torschüsse (gelungen oder nicht), Ecken, ja, auch das Ein- und Auswechseln vermerkt ist. Insofern werden die Protokolle unserer Spiele immer besonders lang. So war die Auswechselquote gestern im Spiel gegen Irland 39:14. Im Spiel gegen Frankreich betrug sie 42:26 (Halbzeit 19:12). Seltsam, dass dieses schon bei der WM erkannte Erfolgsrezept von den anderen Nationen nicht nachgeahmt wird. Am nächsten kamen uns gestern Spanien und Frankreich (31:33). Dagegen England – Italien 10:15. Wenn die da was merken sollten... Die Torschützenliste bisher:

  • 1. Justin Sherriff (IRL) 5 Treffer
  • 2. Martin Jones (ENG) 4 Treffer
  • Björn Michel (GER) 4 Treffer
  • Take Taekema (NED) 4 Treffer
  • Pjotr Mikula (POL) 4 Treffer

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    Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

    EM Padua 1999 - Christoph Eimer und Matthias Witthaus


    Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

    EM Padua 1999 - Bundes-trainer war 1999 Paul Lissek, hier mit Christoph Eimer


    Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

    EM Padua 1999 - alle noch dabei. V.l. Sascha Reinelt, Björn Emmerling, Dr. Lutz Nordmann, Dr. Michael Green, Björn Michel


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