Nr. 59 - 14. September 2003

   

Da kommt alles zusammen

„Ich habe mit meinen Mannschaften schon so viele gute Spiele gemacht – und nicht gewonnen. Da kann man auch einmal weniger gut spielen. Das Ergebnis zählt in einem Endspiel. Wie es dazu kam, fragt schon am nächsten Tag keiner mehr.“ – der Kommentar von Bernhard Peters nach dem Spiel. Der Bundestrainer war rundum glücklich. Noch gegen 2 Uhr nachts saß er in seinem roten Turnhöschen auf einem Tisch an der Hotelbar, die Beine angezogen, die Füße auf dem Tisch, eine Flasche Bier in der Hand, mit sich und der Welt zufrieden. Er hatte wieder einmal alles richtig gemacht. Den ganzen Sommer über wurde nach jedem Spiel, ob zwischen Perspektivteam und A-Team bei den gemeinsamen Lehrgängen, ob bei den vielen Länderspielen (bei denen Sie es vielleicht miterlebt haben), im Anschluss ein 7m-Schießen veranstaltet. Und schon da zeigte sich, dass wir 8 saustarke 7m-Schützen haben. Deshalb waren sich alle sicher, diesen Wettbewerb können wir nicht verlieren. Zudem wir mit Schüti einen absoluten 7m-Töter im Team haben, der den Schützen zusätzliche Sicherheit gibt. „Junx, Ihr könnt ruhig einen verschiessen, zwei halte ich“, seine Devise. Und er hatte immer Recht. Auch im Finale. Schön für ihn, der so wunderbar demütig und engagiert den Ersatztorhüter spielen muss und nahezu nie zum Einsatz gelangt, dass er zum Schluss einen besonderen Beitrag zu diesem Erfolg leisten konnte.

Die Torhüter waren es überhaupt, denen das erste Lob zu zollen ist. Was Clemens an diesem Tag halten musste, viel zu viel eigentlich. Aber er tat es mit Bravour, ließ keine der gefährlichen Ecken passieren. Allerdings dabei auch begünstigt durch Tibor und Mike, die so hervorragend herausliefen, dass sich Clemens auf eine Ecke konzentrieren konnte. Was schwer genug ist. Offence wins a match, defence the championship. Diese Sportweisheit bewahrheitete sich auch hier. Natürlich standen wir sehr unter Druck, hatte Spanien über weite Teile viel mehr vom Spiel, hat Mauritz Hendrix, der niederländische Trainer der Spanier, ein Superteam geformt, das uns zugesetzt hat wie kein anderes in den letzten Jahren. Aber auch der Torwart und die Abwehr gehören zum Team, in dem hier Dr. Green, Hupe, dem man seine Verletzung zu keiner Zeit anmerkte und Philipp Zeller herausragten. A propos „Zello“. Er ist der grösste Fan seines „kleinen“ (viel längeren und gar größeren?) Bruders Christopher. Der hat ein so starkes Turnier gespielt und machte sich am Vorabend seines heutigen 19. Geburtstag mit seiner Rückennummer 19 doch selbst das tollste Geburtstagsgeschenk, als er als Erster ganz cool seine Bereitschaft für den 7m in der Verlängerung des 7m-Schießens erklärte und ungerührt halbhoch links einschlenzte. Wieder ein Super-Junge, der da den Junx in diesem Jahr zugewachsen ist. Bescheiden, höflich, zurückhaltend. Häppi Börsdee, Zells.

Dieser Erfolg bringt so vielerlei Schönes für die Junx. Natürlich die direkte Qualifikation für Athen, für das sich bisher außer uns nur Australien und Korea qualifiziert haben. Er bringt ihnen auch ein wenig materiellen Gewinn, denn sie bleiben in der Eliteförderung der Sporthilfe und können sich in der Olympiavorbereitung voll auf ihren Sport konzentrieren (was einige wie Hupe, Shneez, Mike Green, Björn Michel, Witti, Schüti) auch tun werden. Und er bringt sie alle in den „Club der Besten“, der einwöchigen Ferienverwöhne in einem Robinson-Ferienclub mit vielen anderen deutschen Spitzensportlern zusammen (oder gibt es da anderswo in diesem Jahr gar nicht so viele?). Schon in vierzehn Tagen wird das sein (und natürlich werden wir InTeam berichten). Und noch etwas haben wir mit stiller Genugtuung genossen: die Entscheidung Peters’, mit einem Perspektivteam nach Amstelveen zu gehen, wurde mehr als erwartet durch den Leistungsabfall des holländischen Teams als richtig bestätigt. Ein wenig Labsal gerade für die in Amsterdam verhöhnten Jungen vom P-Team. Zufriedenheit allerseits – wenn jetzt noch die Medien in Deutschland erkennen würden, welche Möglichkeiten hier auch für sie schlummern.

Zum Abschluß ein Dank an alle, die uns unterstützt haben. Den vielen Fans hier, die gestern der Mannschaft beim Endspiel den Rücken stärkten und bis in den späten Morgen mit den Junx feierten (vor allem im „Kluivert“, der Bar des holländischen Barca-Spielers). Aber auch den vielen daheim, die per SMS und Fanmail ihr Teilnahme deutlich machten. Schade, dass es für die Pipers nicht mehr ganz zum Auflaufen hier im Stadion Pau Negre gereicht hat. Wir hätten Euch gern kennengelernt. Vielleicht outet Ihr Euch einmal, ich fand die vielen originelle Beiträge mehr als gelungen. Aber auch allen anderen, die sich direkt nach dem Spiel per SMS meldeten. Es war einfach keine Zeit zu antworten. Heute Nachmittag fliegen die meisten zurück und werden gegen Abend die Heimatorte erreichen. Einige werden noch im Studio von „Sport im Westen“ zu sehen sein und vielleicht gibt es ja in der Sportschau und den Regionalprogrammen noch einige der hier produzierten Berichte zu sehen. Das waren die letzten Länderspiele in diesem Jahr, das nächste Mal trifft sich die Mannschaft zum ersten Olympialehrgang Ende Oktober in Leipzig. Dann werde ich für Sie an dieser Stelle wieder dabei sein. Aber bis dahin in jeder Woche samstags „Hupes Welt“ und dienstags „Short Corner – InTeames“. Adios Barcelona.

PS

...und im Übrigen bin ich der Meinung, dass auch sechs Minuten Aufmacher im Sportstudio noch keinen Hockey-Sommer machen. Sondern dass es die Junx verdient haben, auch künftig einmal in Sportsendungen, aber auch Talkshows eingeladen zu werden. Und wenn ARD und ZDF bei den Olympischen Spielen sich wieder im Medaillenglanz sonnen wollen, dann sollten sie sich vielleicht rechtzeitig einmal nach erfolgsträchtigen Sportarten umschauen.


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

 

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Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

EM Padua 1999 - Christoph Eimer und Matthias Witthaus


Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

EM Padua 1999 - Bundes-trainer war 1999 Paul Lissek, hier mit Christoph Eimer


Foto: © Dieter Reinhardt (info@direvi.de), 1999

EM Padua 1999 - alle noch dabei. V.l. Sascha Reinelt, Björn Emmerling, Dr. Lutz Nordmann, Dr. Michael Green, Björn Michel


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Dieter Reinhardt
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