Nr. 222 - 23. Januar 2006

   

Eindhoven-Spätlese



Technische Probleme hinderten mich daran, Sie dieses Mal aktuell vom Ort des Geschehens zu informieren (die familieneigenen Laptops waren anderweitig im Einsatz oder nicht drahtlos kommunikationsfähig; die Retro-Junx reisen anders als die neuen Junx nicht permanent mit dem Notebook durch das Land und das Turnierhotel hatte kein Business-Centre. So blieben Sie verschont). Aber die Retro-Junx haben doch einen letzten Abgesang in Form einer späten Turniernachlese verdient, eine Spätlese also im besten und jeden Sinne

Es war noch einmal ein tolles Erlebnis mit dieser Mannschaft, den einzelnen Spielerpersönlichkeiten dieses Teams, der Staff-Familie. Wie Klassentreffen (böse Zungen spotten Veteranen-Treffen). Aber die sich perpetuierenden Stammtisch-Sprüche von den Ruhmestaten von dermaleinst und der Niveaulosigkeit der Jugend von heute werden sicherlich erst in einigen Jahren folgen. Die ersten Verabredungen sind getroffen, spätestens zur WM 2006 in Mönchengladbach wollen sich alle wieder zusammenfinden. Aber erst einmal waren noch gemeinsame Hockeytaten bei der EM angesagt. Und die waren wahrlich historisch. Denn die Retros sorgten nach 125 Hallenhockeyländerspielen auch für die erste Niederlage eines deutschen Herrenteams unter dem Dach und nahmen damit den nachfolgenden Hockeygenerationen auch den möglichen Makel, die ersten Verlierer zu werden. (Nebenbei: diese Niederlage fand in der Presse scheinbar mehr Beachtung als die 124 Erfolge zuvor).

Die Misserfolge gehören zum Sport dazu und haben dieses Team erst groß gemacht. Erst Sydney 2000 machte den WM-Erfolg 2002 in Kuala Lumpur möglich. Ohne die Niederlage gegen die Polen im Vorrundenspiel hätten wir, so Christoph Bechmann, und die meisten stimmten mit ihm überein, dieses starke Team im Endspiel nicht besiegt.

Eine Mannschaft mit Charakter

Aber hier zeigte die Mannschaft noch einmal ihren Charakter, der sie jahrelang ausgezeichnet hatte. Wie oft hatte die Mannschaft noch in letzter Minute scheinbar verloren geglaubte Spiele umgebogen. Und so war es auch dieses Mal. Unmittelbar nach dem Spiel gegen die Polen brachte Christian Mayerhöfer die Stimmung der Mannschaft auf den Punkt: „Schade, dass wir erst morgen wieder spielen können.“ Mit dem Abpfiff des ersten Polen-Spiels war der alte Geist der Mannschaft wieder da. Kämpfen für den anderen, Konzentration auf die vorher von den Trainern festgelegte Marschroute und die taktischen Maßgaben. Und darin werden die Spieler von keiner anderen Mannschaftszusammenstellung in Deutschland übertroffen. Dazu die hervorragenden Einzelkönner wie Christoph Bechmann (der punktgenau mit dem Endspiel sein 300. Länderspiel absolvierte), Oliver Domke (mit seiner unnachahmlichen und einzigartigen Technik), Sascha Reinelt. Gerade Letzterer war der Spieler des Turniers, auch wenn der Pole Rafal Grotowski offiziell diesen Titel zuerkannt bekam. Sowohl in der immer fehler- und schlägerkontaktlosen Abwehrarbeit wie im dynamischen Spiel nach vorn und im souveränen Torabschluss, Sascha war auf allen Feldern voller Meisterschaft. Ich hoffe immer noch, dass er auch noch einmal ins Feldteam zurückkehrt. Aber ihn hervorheben hieße, andere hintanstellen. Der Finalsieg war vor allem ein Erfolg der Mannschaftsleistung. Angefangen vom souveränen Tim Jessulat im Tor, den zum Ende des Turniers selbstbewusst aufspielenden CDs (Chrissie Domke und Christian Deuser, genannt Deiser), dem unwiderstehlichen Käptn Kunz, dem begnadeten Christian Mayerhöfer, den im Endspiel wie in alten Tagen als Kopf der Mannschaft brillierenden Christoph Eimer oder dem ausgefuchsten Dr. Michael Green, sie hatten die Polen unter Kontrolle, ließen kaum einen Torschuss zu und raubten den Polen, die in der Vorrunde mit ihren Ableger-Ecken großen Erfolg hatten, beim Herauslaufen den Nerv. Fünf Ecken in Serie, direkt hintereinander in der 2. Halbzeit, brachten nichts ein. Schonungslos liefen Olli Domke oder Florian Kunz mit dem Körper die Ecken ab. Nur einmal hatten die Polen Erfolg. Aber auch der selbstverliebte Philip Sunkel mit hervorragenden Soli stand den drei anderen Stürmerkollegen nicht nach und überraschte wie immer Freund und vor allem Feind mit seinen Dribblings und spektakulären Torschüssen. Der Erfolg über die Polen soll hier nicht künstlich überbewertet werden. Die Polen waren ein starker Gegner. Hier wurde wirklich ein Spitzenteam besiegt. Eine Mannschaft erfahrener Nationalspieler mit zu Turnierbeginn insgesamt 1495 Länderspielen, auch diese Spieler zwischen 25 und 34 Jahren alt (offenbar ist es im Hallenhockey wie mit dem Wein – Spätlese erreicht erst den Höhepunkt). Und im Gegensatz zu uns trainieren die Polen professionell. Alle Spieler sind beim Verband angestellt und stehen täglich für Training und Spiel zur Verfügung. Da kann man gerade im Hallenhockey viel einüben und die Polen zeigten deutlich, dass gerade sie aus den zahlreichen gemeinsamen Spielen mit Deutschland viel gelernt haben.

Es gibt doch noch bewegte EM-Bilder

Wie immer gab es keine bewegten Bilder aus Eindhoven in den deutschen Fernsehanstalten, für die in der 20-stündigen Sportstrecke der ARD am Wochenende zum Beispiel kein Sendeplatz frei war. Aber Sie können doch noch etwas zu sehen bekommen. Tibor Weißenborn arbeitet bekanntlich als Sportjournalist in Holland und hier für den Internet-Anbieter www.fieldhockey.tv. Mit seinem Team war Tibor (auch Timo Weß und Niklas Meinert waren, allerdings ohne Kamerateams) in Eindhoven, interviewte ganz professionell „per Sie“ den Bundestrainer („Herr Bundestrainer, glauben Sie, dass Sie mit ihrer Ansprache die Mannschaft noch erreichen können“) oder eher locker den Käptn Kunz „das glauben wir jetzt mal nicht“. Aber sehen Sie selbst, ab Dienstag stehen die Spiele von Eindhoven kostenfrei im Netz.


Bleiben Sie uns verbunden –

HockeyHerzlichst

  Foto: Dieter Reinhardt (info@direvi.de)

Björn Michel und Christoph Bechmann 1999 beim Gewinn des Europameister-Titels


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