Samstag, 2.3.2002

Deutschland – Neuseeland 2:1 (1:0) / DHA


Deutschland profitiert vom 2:2 Spaniens gegen Südafrika

(dha) Im Frühspiel der WM (8.05 Uhr Ortszeit) gegen Neuseeland hat das deutsche Team seine Chancen auf den Einzug ins Halbfinale steigern können. Der 2:1-Erfolg wurde allerdings ein Zittersieg. Doch Deutschland profitierte gleichzeitig davon, dass der Südafrikaner Justin King in der letzten Spielsekunde gegen Spanien das 2:2 erzielte, wodurch die Iberer in der Tabelle nun hinter Deutschland zurückgefallen sind. Vor dem Topspiel Pakistan gegen Niederlande (am späten Abend in Kuala Lumpur, 13.05 Uhr MEZ) übernahm die Mannschaft von Bernhard Peters nun sogar wieder die Tabellenführung der „Todesgruppe“ A.

Bernhard Peters war nicht überrascht über den knappen Ausgang gegen die „Kiwis“: „Ich wusste, dass die Neuseeländer sehr unangenehm zu spielen sind. Unsere Stürmer haben zu viele individuelle Fehler gemacht, wirkten mental blockiert. Es war ein hartes Stück Arbeit, aber es ist noch einmal gut gegangen.“ Mit der ersten Halbzeit war der Bundestrainer schon eher zufrieden, obwohl auch hier Großchancen in Serie ausgelassen wurden.

Sein Team war von Anfang an überlegen. Das Pressing-Spiel gelang jedoch nicht immer. Beim Abschluss hatten die Stürmer auch viel Pech. So scheiterten sie ein ums andere Mal knapp am erstklassig aufgelegten neuseeländischen Keeper Michael Bevin – wie etwa Domke per Lupfer schon in der 3. Minute oder Reinelt mit zwei tollen Schüssen (20./30.). Christoph Eimer traf nach Kunz-Strafecke in der 10.Minute den Ball völlig freistehend nur mit der Kante.
Dennoch fiel das 1:0 noch vor der Pause. Björn Michel versenkte seine erste Strafecke (Deutschlands dritte von insgesamt fünf / Neuseeland hatte keine) in der 33. Minute per Schlenzer links oben im Winkel. Das Bild änderte sich auch direkt nach der Pause nicht. Reinelt und Domke tauchen plötzlich frei vor Keeper Pearn auf, doch der Rüsselsheimer zögert zu lange, so dass ein Abwehrspieler noch in den Ball reinrutscht und spektakulär rettet.
Das baut Neuseeland noch einmal auf. Plötzlich haben die Gegner Chancen, werden durch Fehler der Deutschen begünstigt. Nach einem Schlägerfoul von Crone an Ken Robinson entscheidet der kanadische Schiedsrichter auf Siebenmeter. Hymie Gill verlädt Torwart Clemens Arnold und erzielt das 1:1 (52.). Danach erhöhte Deutschland noch einmal den Druck, doch den Stürmern gelingt es einfach nicht, den Ball über die Linie zu bringen. Domke, Bechmann, Reinelt und Witthaus haben Chance auf Chance.
Ein Mittelfeldspieler erlöst schließlich das deutsche Team. Christian Wein kommt halbrechts im Schusskreis an den Ball und bringt diesen mit einem harten Schuss auf’s Tor. Bechmann bringt zwar kurz vor der Linie noch seinen Schläger an den Ball, so dass ihm der Treffer zum 2:1 (60.) gutgeschrieben wird, doch Keeper Bevan wäre auch so schon geschlagen gewesen. Im Gegenzug hat Parag Pech, als sein Schuss haarscharf am Pfosten vorbeigeht. Danach vergeben Witthaus, Michel und Domke weitere Chancen, das Spielergebnis noch zu erhöhen.
Bester Spieler war heute einmal mehr Björn Michel, nicht nur, weil er mit seinem vierten WM-Treffer den Rekord von 154 Länderspieltoren des Mülheimers Carsten Fischer eingestellt hat. „Er macht ein bärenstarkes Turnier, ist spielerisch der konstanteste Stürmer“, so Peters. Michel selbst freute sich: „Dass ich nun als Torschütze auf einer Stufe mit einer Legende wie Calle Fischer stehe, macht mich stolz. Das bedeutet mir schon etwas.“

Weitere Ergebnisse aus der deutschen Gruppe am heutigen Tag:
Spanien – Südafrika 2:2 (2:1) Spaniens zweites Unentschieden kam völlig unerwartet. Südafrika hatte zuvor vier Mal glatt verloren. Justin Kings Treffer in der letzten Sekunde des Spiels könnte für Deutschland noch sehr wertvoll sein.

Die Ergebnisse aus Gruppe B von Freitag:
Australien – Cuba 6:0 (2:0) Im Duell des Gruppenersten gegen das Schlusslicht gab es keine Überraschungen. Australien ist klar auf Halbfinalkurs.
Polen – Japan 1:2 (0:0) Japan überrascht nach dem Remis gegen Indien auch die starken Polen und findet sich plötzlich auf Rang vier der Tabelle wieder.
England – Indien 3:2 (1:0) Für Indien kommt es immer schlimmer. Trainer Cedric D’Zouza muss seit der Niederlage gegen Malaysia Polizeischutz in Anspruch nehmen, um vor den enttäuschten indischen Fans sicher zu sein. Nur Cuba ist noch schlechter als der Rekord-Olympiasieger.
Malaysia – Korea 2:3 (1:3) Die Mannschaft von Paul Lissek kämpfte aufopferungsvoll gegen den Silbermedaillengewinner von Sydney. 17.000 Zuschauer im erstmals ausverkauften WM-Stadion feuerten ihr Team frenetisch an. Doch am Ende reichte es nicht ganz zum Punktgewinn.


Ein weiterer Text erreichte uns vom Teammanager Dieter Schuermann:


Ein Zitterspiel


Deutschland – Neuseeland 2:1 (1:0)


Es schien heute ganz einfach, in den neuseeländischen Kreis zu kommen. Von den ersten Minuten an immer wieder schöne Kombinationen, Hundekurven, Rückspiel von der Grundlinie. Nur eine Frage der Zeit, wann das erste Tor fallen sollte. Aber es fiel nicht. Immer wieder Abschlussschwächen. Sascha Reinelt und Oliver Domke schienen die Seuche am Schläger zu haben. Auch Florian Kunz' Ecken wollen nicht ins Tor. Er müsste allerdings auch einmal oben, statt immer wieder flach zu schlenzen. Quälend für die deutschen Fans zu sehen, wie Chance um Chance verspielt wurde. "Mr. Immerdabei" Rolf Gebhard aus Schwabach konnte es nur noch im Stehen mit ansehen, Frau Green, direkt vom Flugzeug "auf den Platz gefallen" schrie sich ihre Nervösität heraus. In der 32. Minute die 2. Kurze Ecke. Nach Flanke von rechts durch den wieder sehr aktiven Timo Weß sprang der Ball im Kreis hoch ab. Kunz schlenzt dieses Mal hoch, aber "Mitte Tor". Der neuseeländische Torwart hält, wehrt hoch ab. 3. Kurze Ecke.
Björn Michel, heute Mister Zuverlässig, alles, was er heute anpackte, hatte Hand und Fuß, er war konzentriert auch im Abschluß, übernahm nun die Verantwortung. Oben links (da, wo die Fans den Ball schon lange sehen wollten) zappelte der Schlenzball im Netz. 1:0. So kurz vor der Halbzeit. Das musste doch Sicherheit und Selbstvertrauen geben. Es schien auch so.

In der 38. Minute ein wunderschöner langer Ball von Kunz auf Michel, der passt grandios weiter auf Oli Domke am Schusskreisrand. Der Oli lässt sich so eine Chance normalerweise nicht zweimal servieren und fackelt nicht lange. Verunsichert will er auf den neben ihm freilaufenden Sascha Reinelt abspielen, doch ein neuseeländischer Schläger gerät dazwischen und verhindert den erwarteten Abschluß dieser Traumkombination. Auf einmal Chancen für Neuseeland. Das Spiel der deutschen Mannschaft unruhig, hin und wieder Torchancen, aber die vor dem Turnier so augenfällige Souveränität ist im Augenblick nicht da. Und es kam noch schlimmer. In der 52. Minute schneller Konter der Neuseeländer, Timo Weß ist eher im deutschen Kreis am Ball, der neuseeländische Stürmer blockiert beim Spielen des Balls seinen Schläger, typisches Schlägerknallen, und der heute mehr als einmal daneben liegende kanadische Schiedsrichter Sumesh Putra entscheidet auf 7m. Hymnie Gill tritt an, verlädt Clemens Arnold nach links und schießt rechts ein. 1:1.
Nun permanenter Druck der deutschen Mannschaft, die jetzt zu ihrem gewohnten Spiel findet. Besonders die rechte Seite heute sehr stark, angefangen ganz hinten bei den Verteidigern Timo Weß und Björn Emmerling, Tibor Weißenborn und vor allem Björn Michel. Stark auch heute Jubilar Buddy Biederlack. In der 60. Minute erlöst Christian Wein die Mannschaft und die zitternden deutschen Fans. Ein abgefangener Abschlag der Neuseeländer kommt schnell zu Christian Wein in halbrechter Position am Schusskreisrand. Christian nimmt Maß und schlägt den Ball halbhoch ins lange Ecke. 2:1. (Offiziell wurde der Treffer allerdings für Christoph Bechmann gewertet, der noch den Schläger dran hatte.)
Die deutsche Mannschaft lässt nichts mehr anbrennen. Eher noch weitere Chancen, um den Spielstand zu verbessern, als dass die Neuseeländer, die ohnehin nur in der Endphase zum einzigen Torschuß aus dem Spielverlauf kamen, die deutsche Abwehr noch in Gefahr bringen konnten.

Bundestrainer Peters war nach dem Spiel mit dem Ergebnis und der kämpferischen Leistung sehr zufrieden. Gegen die starken Kontrahenten um den Halbfinaleinzug Pakistan und die Niederlande wird die Chancenverwertung zu verbessern sein. Besonders Kapitän Kunz haderte mit sich und der Mannschaft über die Vielzahl der vergebenen Chancen. Ein wenig mehr Rücksicht auf die zitternden deutschen Fans wäre schon angezeigt.

Dieter Schuermann

Ecken: 5:1 (3:0)
Zuschauer: 100, davon 50 Deutsche, davon 25 aus Kuala Lumpur
Wetter: 28 ° C, kurz nach Sonnenaufgang
Alle deutschen Spieler eingesetzt, bis auf ETW Schulte
Besonderheit: Michel schießt sein 154. Tor, überholt damit in der ewigen Torschützenliste Wolfgang Strödter (153) und zieht damit mit Calle Fischer gleich.
25. Länderspiel von Sebastian Biederlack

 

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Spielberichte
24.2. GER-ARG 5:2
25.2. RSA-GER 0:3
27.2. GER-ESP 2:3
28.2. BEL-GER 0:3
02.3. GER-NZL 2:1
03.3. NED-GER 0:1
05.3. PAK-GER 2:3
Halbfinale
07.3. GER-KOR 3:2
Endspiel
09.3. GER-AUS 2:1


Torschützen:
33.' 1:0 Michel
52.' 1:1 Gill (7m)
60.' 2:1 Bechmann/Wein



Björn Michel

schoß sich mit seinem heutigen Tor auf Platz 1 der ewigen DHB-Torschützenliste, zog damit mit Alt-Nationalspieler Calle Fischer gleich und hat alle Zeit der Welt, eine neue Bestmarke zu erzielen.



Sebastian Biederlack

heute mit seinem 25. Länderspiel für die deutsche Herren-Nationalmannschaft


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